‘Sprühende Farben, leuchtend und sinnlich‘ – Peter August Böckstiegel, ein westfälischer Expressionist
14.04.2019 - 16.06.2019
Die Ausstellung zeigt einen repräsentativen Blick auf das Werk des Künstlers Peter August Böckstiegel (1889-1951), dessen Nachlass seit 2008 von der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung erhalten wird. Im August 2018 wurde in Werther bei Bielefeld in unmittelbarer Nähe zum Geburtshaus des Künstlers das Museum Peter August Böckstiegel eröffnet.
Das Werk des westfälischen Expressionisten Peter August Böckstiegel, geboren 1889 in Werther bei Bielefeld, entwickelte sich in intensiver Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Kunst seiner Zeit. Schon während seines Studiums an der Bielefeld Kunsthandwerkerschule begeistert sich der aus kleinbäuerlichen Verhältnissen stammende Böckstiegel für die moderne französische Kunst und entdeckte als Vorbild den „Vater der Moderne“, Vincent van Gogh. Besonders der Besuch der Sammlung von Karl Ernst Osthaus in Hagen im Jahr 1909 und das Erlebnis der großen Sonderbund-Ausstellung in Köln im Jahr 1912 wurden für ihn zum großen Erweckungserlebnis. Mit dem Wunsch, im Geist der „Brücke“-Künstler zu studieren, beginnt Böckstiegel 1913 ein Studium an der Kunstakademie Dresden, das durch den Einsatz im Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wird. Doch werden sowohl die Zeit in Dresden, in der Böckstiegel unter anderem Freundschaft mit seinem späteren Schwager Conrad Felixmüller schließt, als auch die Jahre als Soldat in Polen, Rumänien und Russland, äußerst produktiv.
Böckstiegel lebt und arbeitet in den 1920er-Jahren zwar überwiegend in Dresden, kehrt aber in den Sommermonaten stets nach Arrode zu seiner Familie zurück. Seine Gemälde umkreisen die Themen des bäuerlichen Lebens und der westfälischen Landschaft. Die vielfältigen Eindrücke in Arrode werden in den Wintermonaten im Dresdner Atelier zur Inspiration einer großen Zahl von druckgraphischen Arbeiten. Böckstiegel versteht sich trotz Ausstellungen in ganz Deutschland und wachsender Anerkennung als westfälischer Künstler und wird seinen Themenkreis bis zu seinem Tode weiterverfolgen, auch wenn er für die Kunstpolitik des Nazi-Regimes als „entarteter Künstler“ gilt und in den 1930er- und 1940er-Jahren kaum an die künstlerischen Erfolge und die Produktivität früherer Jahre heranreicht. Die Zerstörung seines Ateliers in Dresden im Februar 1945 durch eine Fliegerbombe und damit der Verlust eines großen Teils seines Frühwerks und plastischen Schaffens lässt Böckstiegel erschüttert nach Werther zurückkehren. Nach dem Anbau eines großzügigen Ateliers an sein Elternhaus nimmt er sein künstlerisches Schaffen wieder auf und engagiert sich für die westfälische Künstlerschaft, stirbt jedoch bereits 1951.
Peter August Böckstiegel gehört zum Kreis der so genannten „zweiten Generation“ des deutschen Expressionismus und entwickelt ein großes Werk, das ihn im westfälischen Raum zum wichtigsten Vertreter der heute „klassischen“ Moderne macht. Vor allem seine Gemälde, aber gerade auch die selten gezeigten Arbeiten auf Papier, darunter die in Apolda vollzählig zu sehende Graphikmappe „Bauernleben“ zeigen die künstlerische Qualität Böckstiegels. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf die künstlerisch so erfolgreichen wie produktiven Jahre bis 1939. In den Räumen des Kunsthauses werden die Besucher chronologisch den Entwicklungsgang des Künstlers und biografische Stationen seines Lebens entdecken können, Schwerpunkte bilden neben dem Frühwerk auch die Jahre des Ersten Weltkrieges, in denen Böckstiegel ein überraschend reiches und vielfältiges Werk erschafft.
Die Ausstellung vereint Werke aus dem Nachlass des Künstlers sowie aus privaten Sammlungen in Ostwestfalen und Thüringen. Insgesamt sind rund 80 Werke, Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphiken und Aquarelle zu sehen.
Die Ausstellung in Apolda, die zuvor im Museum Moderne Kunst Wörlen in Passau zu sehen war, stellt den Künstler Peter August Böckstiegel in Thüringen vor und zeigt seine Rolle und Bedeutung im Kreis der Künstler der deutschen Avantgarde zu Anfang der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf.