Wilhelm Heiner – Bildhauer. Maler. Zeichner.

04.11.2018 - 20.01.2019

Das Museum Peter August Böckstiegel zeigt zum ersten Mal seit 1966 eine umfassende Retrospektive des 1902 in Enger geborenen Malers, Graphikers und Bildhauers Wilhelm Heiner. Mit knapp 80 Werken aus dem Nachlass sowie öffentlichen und privaten Sammlungen aus Westfalen und dem Rheinland wird das facettenreiche Schaffen des Künstlers präsentiert. Einen Schwerpunkt bilden dabei das wenig bekannte Frühwerk Heiner und die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen er eine maßgebliche Figur des Kunst- und Kulturlebens der Stadt Bielefeld wurde und mit seinen malerischen Oeuvre zu großer Bekanntheit gelangte.

Wilhelm Heiner begann seine künstlerische Laufbahn als Bildhauer, zunächst an der Kunsthandwerkerschule in Bielefeld, dann an der Kunstgewerbeschule in Essen,der späteren Folkwangschule und an der Bayerischen Akademie der bildenden Künste in  München. 1925 wurde er Meisterschüler von Hugo Lederer an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und begeisterte sich für den modernen Tanz, für Oper und Schauspiel. Zu Beginn der 1930er-Jahre zog er nach Paris und entwickelte sich dort und in Südfrankreich endgültig vom Bildhauer zum Maler. Ende 1931 kehrte er aus wirtschaftlichen und privaten Gründen nach Bielefeld zurück und eröffnete 1933 das Grafikstudio „Zweimann“. Neben seinen Arbeiten als Werbegrafiker entstand im Privaten mit Genreszenen, Landschaften, Porträts und Stillleben ein vielseitiges Werk. Wichtigste Inspiration blieben dabei für ihn die französischen Impressionisten. Nach der Zerstörung seines Ateliers und eines Großteils des Frühwerks durch einen Bombenangriff wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg als Künstler, Lehrer an der Kunstgewerbeschule und Bühnenbildner am Theater zu einer der prägenden Figuren der Bielefelder Kunstszene. 1957 erhält er den ersten Kulturpreis der Stadt Bielefeld. In der über 300 Blätter umfassenden Werkgruppe der Musiker- und Dirigenten-porträts dokumentierte Heiner zwischen 1945 und 1960 das aufstrebende Konzertleben der Stadt. In diesen Jahren traten neben die Malerei auch der Entwurf und die Umsetzung von oftmals monumentalen Glasfenstern, Mosaiken und Wandbildern in sakralen und öffentlichen Räumen in Westfalen, im Rheinland, in Hamburg und Berlin. Seine Freundschaft mit Rudolf August Oetker verdankt er zahlreiche künstlerische Aufträge in der Unternehmensgruppe und im öffentlichen Raum. In Bielefeld gestaltete er unter anderem den Brunnen mit der Figur des Leinewebers von Hans Perathoner, Grabskulpturen auf dem Sennefriedhof, die Glasfenster der St. Jodokus Kirche und die Bronzetür mit der Figur des Heiligen Franziskus. 1965 starb Wilhelm Heiner während der Vollendung seiner Werke in der Kirche St. Pius, Synthese der Ideen und Disziplinen seines künstlerischen Schaffens.

Die Ausstellung im Museum Peter August Böckstiegel entsteht in Kooperation mit dem Nachlass des Künstlers. Zudem wird sie an zwei Orten gezeigt. Im Herforder Kunstverein werden vom 10. November 2018 bis zum 10. Februar 2019 unter dem Titel „Das grafische Werk“ Zeichnungen und Pastelle der auch in Werther vorgestellten, bedeutenden Werkgruppen der Zirkus-, Tanz- und Musikerbilder in großer Zahl präsentiert und der Künstler somit in all seinen Facetten gewürdigt. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der neben einer Biografie des Künstlers Berichte von Zeitzeugen, wissenschaftliche Texte zur Kunst Wilhelm Heiners und seinem Engagement in Bielefeld umfasst.

  • Ausstellungsplakat zu „Wilhelm Heiner. Bildhauer. Maler. Zeichner“
    Ausstellungsplakat zu „Wilhelm Heiner. Bildhauer. Maler. Zeichner“, 2018
  • Wilhelm Heiner: Arlésienne, zwischen 1937 und 1945
    Wilhelm Heiner: Arlésienne, zwischen 1937 und 1945, LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum) Münster, Foto: Hanna Neander, Münster
  • Wilhelm Heiner: Zigeuner im Wald, 1959/60
    Wilhelm Heiner: Zigeuner im Wald, 1959/60, Sammlung Anaid, Foto: Ingo Bustorf, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: Peter August Böckstiegel auf dem Totenbett, 23. März 1951
    Wilhelm Heiner: Peter August Böckstiegel auf dem Totenbett, 23. März 1951, Slg Böllhoff, Foto: Ingo Bustorf, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: Wilhelm Furtwängler dirigiert die Berliner Philharmoniker, 5. Juni 1949
    Wilhelm Heiner: Wilhelm Furtwängler dirigiert die Berliner Philharmoniker, 5. Juni 1949, Slg. Böllhoff, Foto: Ingo Bustorf, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: Zirkusreiterin in der Manege, 1948
    Wilhelm Heiner: Zirkusreiterin in der Manege, 1948, Privatbesitz, Foto: Irene von Uslar, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: La Farandole, 1951
    Wilhelm Heiner: La Farandole, 1951, Privatbesitz, Foto: Robert Wolf, Düsseldorf
  • Wilhelm Heiner: Hinter dem Zelt, 1947/48
    Wilhelm Heiner: Hinter dem Zelt, 1947/48, Privatbesitz, Berlin, Foto: Malte Nies
  • Wilhelm Heiner: Selbstbildnis, 1945
    Wilhelm Heiner: Selbstbildnis, 1945, Privatbesitz, Foto: Matthias Heiner, Düsseldorf
  • Wilhelm Heiner zeichnet, 1954
    Wilhelm Heiner zeichnet, 1954, Nachlass des Künstlers, Foto: Fotowerkstätte Wölbing van Dyck, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: Dr. Heinrich Becker, 1953
    Wilhelm Heiner: Dr. Heinrich Becker, 1953, Kunsthalle Bielefeld, Foto: Philip Offendörfer, Bielefeld
  • Wilhelm Heiner: Reiter am Meer, um 1945
    Wilhelm Heiner: Reiter am Meer, um 1945, Privatbesitz, Foto: Wolfgang Günzel, Offenbach