Westfälische Wege in die Moderne – Die Künstlergruppen ‚Rote Erde‘ und ‚Der Wurf‘
15.01.2023 - 23.04.2023
Diese Ausstellung wird anhand von 70 Gemälden, Arbeiten auf Papier und Skulpturen sowie Möbeln und Silberschmuck ein bislang wenig bekanntes Kapitel der westfälischen Kunstgeschichte vorstellen: Die Geschichte der Künstlergruppen „Rote Erde“ und „Der Wurf“. Die Ausstellung wird großzügig von der LWL-Kulturstiftung gefördert.
Die „Rote Erde“ wurde 1907 von den Schülern der Bielefelder Kunsthandwerkerschule gegründet, Mitglieder waren neben Peter August Böckstiegel auch Heinz Lewerenz, Ernst Sagewka oder Max Westhäuser. Die Gruppe trat mit Ausstellungen und Künstlerfesten in Erscheinung, die von selbstbewusster Heimatverbundenheit zeugten.
„Der Wurf“ gründete sich im November 1919 als Gegenposition zur „Roten Erde“. Nach dem Ersten Weltkrieg waren fast alle der Bielefelder Künstler, von den Erlebnissen des Krieges gezeichnet, in ihre Heimat zurückgekehrt – und die „Rote Erde“ fand schnell zu einer Ausstellung zusammen. Die dort gezeigten Werke waren zwar vom Expressionismus beeinflusst, doch ihre Motive – heimatliche Landschaften, Porträts oder Stillleben – blieben die Antwort auf die Frage schuldig, welche Bedeutung Kunst und Künstler nach dem verheerenden Krieg zukam.
„Der Wurf“ forderte das Engagement der Künstler vehement ein: Gründungsmitglieder waren die Maler Heinz Lewerenz und Hermann Freudenau, der Bildhauer Erich Lossie sowie der aus Berlin nach Bielefeld gezogene Maler und Schriftsteller Herbert Behrens-Hangeler. Auch die Dresdner Künstler Otto Griebel und Otto Dix engagierten sich in der Gruppe – die sich früh bemühte, in ihrem Netzwerk weit über Bielefeld hinaus zu wirken. Doch die ambitionierten Ideen der Gruppe, eine Zeitschrift, avantgardistisch-literarische „Wurf“-Abende, Ausstellungen in enger Zusammenarbeit mit Künstlergruppen in ganz Deutschland oder gar ein „Kristalldorf“ als Künstlerheim im Teutoburger Wald stießen in Bielefeld auf wenig Akzeptanz und viel Widerstand. Schon im Frühjahr 1921 löste sich „Der Wurf“ offiziell auf – bestand jedoch als lose Ausstellungsgemeinschaft bis 1930 weiter.
Die Ausstellung wird mit Hilfe neu aufgetauchter Dokumente aus Archiven in ganz Deutschland und Werken aus den Nachlässen der Künstler sowie aus privaten und öffentlichen Sammlungen in Berlin (Nationalgalerie), Dresden (Staatliche Kunstsammlungen) und Bielefeld (Kunsthalle) dieses für Bielefeld bedeutsame und für die Kunstgeschichte dieser Zeit spannende Thema neu und in vielen Facetten zum ersten Mal zeigen. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Texten von Maren-Sophie Fünderich, Klaus Kösters, Tanja Pirsig-Marshall, David Riedel, Walter Weihs und Kai-Uwe von Hollen.
Gefördert durch: