Herbert Ebersbach – Dem Leben Farbe geben
08.05.2022 - 07.08.2022
Die Ausstellung zeigt rund 70 großformatige Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken des Künstlers Herbert Ebersbach (1902-1984).
Dass Peter August Böckstiegel und Ebersbach sich gekannt haben, steht außer Frage. Beide Künstler haben den größten Teil ihres Lebens in Dresden und Bielefeld verbracht. Sie engagierten sich an beiden Orten im Kunstleben und haben mehrfach zusammen ausgestellt. Beide gehören zudem zu den wichtigen Vertretern der so genannten „Zweiten Generation“ des deutschen Expressionismus.
Dabei ist Ebersbach zu Unrecht lange Jahre in Vergessenheit geraten: Erst im Jahr 2014 untersuchte das Kunstmuseum Ahlen mit der Ausstellung „Herbert Ebersbach: Anerkannt. Verfemt. Wiederentdeckt“ das Schaffen des Künstlers. Der aus dem sächsischen Wildenfels stammende Ebersbach begann seine Karriere in den 1920er Jahren an den Kunstakademien von Dresden und Düsseldorf in einer Zeit, die stark vom Expressionismus geprägt war. 1920 begann sein Studium an der Dresdner Kunstakademie in der Klasse von Otto Gussmann, zeitgleich war Böckstiegel hier Meisterschüler. Mit Künstler-Kollegen wie Wilhelm Lachnit oder Otto Dix teilte Ebersbach sein links-politisches Engagement. 1926 zog es ihn für drei Jahre nach Düsseldorf, wo er seine Studien an der Kunstakademie fortsetzte und sich mit der Szene des „Neuen Rheinlandes“ verband. Nach seiner Rückkehr nach Dresden war er dort in mehreren Künstlergruppen organisiert, Mitglied der „ASSO“ und der „Dresdner Künstlervereinigung“ und schloss sich der „Dresdner Sezession 1932“ an.
Gut integriert in die lebendige Dresdner Kunstszene, unterbrach die NS-Diktatur abrupt Ebersbachs künstlerische Entwicklung: Der größte Teil seines Frühwerks wurde von der eigenen Familie in einem Akt der Selbstzensur vernichtet oder ging verloren, er selbst wurde als Regimegegner nach einer Durchsuchung seines Ateliers über ein Jahr im Konzentrationslager Hohnstein interniert, bevor Freunde seine Freilassung erwirken konnten. Wenig später verließ er seine sächsische Heimat und zog, mittel- und wohnungslos mit nur sieben geretteten Ölbildern im Gepäck, von Dresden zu Freunden nach Bielefeld – ein Zufluchtsort, an dem er sich eine neue persönliche und künstlerische Existenz aufbauen wollte. Hier konnte er zunächst unbehelligt leben und arbeiten. Nach ersten Selbstbildnissen entstanden nun vor allen Dingen expressiv-realistische Landschaften, sein Gemälde „Sennelandschaft“ wurde 1936 sogar vom Städtischen Kunsthaus angekauft. Schon ein Jahr später, im Jahr seiner Heirat mit Maria Elsa Diecke aus Brackwede, wurde das Bild jedoch im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ aus der Museumssammlung beschlagnahmt und gilt bis heute als verschollen. Erneut in seiner künstlerischen Existenz bedroht, zog sich Ebersbach zurück.
Nach 1945 nahm er wiederholt Aufträge für Wandbilder an und arbeitete als Kunsterzieher. Er traf nun auch den in seine westfälische Heimat zurückgekehrten Peter August Böckstiegel wieder, der sich als Vorsitzender für Ebersbachs Mitgliedschaft in der neu gegründeten „Westfälischen Sezession“ einsetzte. Für Ebersbach muss diese Unterstützung von großer Bedeutung gewesen sein – und Motivation zu einer nach und nach erfolgreicheren Teilnahme am Bielefelder und westfälischen Kunstleben. In bewusster Abgrenzung von den ungegenständlichen Tendenzen der Nachkriegszeit hielt er an einer figurativen Bildauffassung fest. An sein expressionistisches Frühwerk anknüpfend setzte er sich gleichsam bewusst von der die Kunst der Nachkriegszeit dominierenden Abstraktion ab. Ebersbach schuf von den 1950er Jahren bis zu seinem Tod ein in sich konsistentes und ganz am Gegenständlichen und an der Lebenswelt des Künstlers orientiertes Werk – die Ausstellung in Werther konzentriert sich indes auf die Jahre bis 1960.
Die Ausstellung wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Christiane Reipschläger und David Riedel in der Reihe „Edition Moderne in Westfalen“.